Schwarze Witwe bittet zum Tanz im Gammalicht

Die Entdeckung eines Rekordpulsars

Dr. Holger J. Pletsch
Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik
Albert-Einstein-Institut
Hannover


Neutronensterne sind einzigartige Laboratorien extremer Physik und ihre Untersuchung ist ein spannendes interdisziplinäres Gebiet. Ihre schnelle Eigendrehung und starken Magnetfelder beschleunigen Teilchen bis hinauf zu TeV-Energien und erzeugen eine leuchtturmähnliche Emission von elektromagnetischen Wellen, die den Neutronenstern als Pulsar vom Radiobereich bis in den Gammabereich aufleuchten lassen.

Die Suche nach reinen Gammapulsaren ist extrem aufwendig und rechenintensiv. Auch mit modernsten Teleskopen wie dem Fermi-Satelliten der NASA werden pro Tag nur ein paar Gammaphotonen eines solchen Pulsars registriert. Die Anwendung effizienter Methoden, ursprünglich entwickelt zur Detektion von Gravitationswellen dieser schnell drehenden Neutronsterne, hat zu Entdeckungen bislang unbekannter und leuchtschwacher Gammapulsare in den Fermi-Daten geführt.

Bei der jüngsten Entdeckung handelt es sich um den ersten Millisekundenpulsar, der allein anhand seiner gepulsten Gammastrahlung detektiert wurde. Diese Millisekundenpulsare ließen sich bisher nur durch ihre Radiowellen aufspüren. Zudem ist es nicht nur eine Premiere, sondern zudem ein außergewöhnliches System der Extreme. Der Pulsar besitzt einen Begleitstern, den er in engem Kreistanz vernichtet – Astronomen bezeichnen ihn daher als Schwarze Witwe.



Künstlerische Darstellung eines Pulsars mit seinem Magnetfeld und seinen Jets. Bild: Max-Planck-Gesellschaft
Nach dem Studium der Physik an der TU Kaiserslautern und der University of Wisconsin promovierte Holger Pletsch an der Leibniz Universität Hannover und am AEI im Jahr 2009. Seine Dissertation wurde mit zwei Wissenschaftspreisen ausgezeichnet: Als jüngster Doktorand mit hervorragender Promotion erhielt Holger Pletsch den Dieter-Rampacher-Preis 2009 der Max-Planck-Gesellschaft. Im selben Jahr verlieh das Gravitational Wave International Committee (GWIC) ihm den internationalen GWIC-Thesis Prize für die beste Dissertation auf dem Gebiet der Gravitationswellenastronomie. Seit 2013 leitet er eine Independent Research Group am AEI Hannover. Für seine Arbeiten zur Entdeckung unbekannter Neutronensterne anhand ihrer Gravitationswellen- und Gammastrahlenemission erhielt er in diesem Jahr den Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.


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