Die Satellitenmission GOCE

eine Fallstudie


Prof. Dr. Reiner Rummel
Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie
Technische Universität München

Die Satellitenmission GOCE vermisst das Gravitationsfeld der Erde mit bislang unerreichter Genauigkeit. Das Geoid (siehe Abbildung // Quelle: ESA) ist die Oberfläche eines globalen, ruhend gedachten Ozeans. Das Geoid wird durch die Schwerkraft geformt. Diese ist keineswegs überall gleich, wenngleich die Schwankungen sehr klein sind. GOCE ist ein erdwissenschaftlicher Satellit. Für die Ozeanographie dient das Geoid als globale Referenzfläche, gleichsam eine die Erde umspannende Wasserwaage, mit deren Hilfe die Strömungssysteme der Weltmeere direkt erfassbar werden. Gleichzeitig geben die gemessenen Variationen der Größe der Erdanziehung einen Einblick in die Massenverteilung und Dynamik des Erdinneren.

Mit GOCE wird erstmals das Prinzip der Gravitationsgradiometrie im Weltraum erprobt. Sechs Probekörper im Satelliten „fühlen“ die Erdanziehung minimal unterschiedlich. Aus den gemessenen Unterschieden wird das globale Gravitationsfeld rekonstruiert. Die Empfindlichkeit der Messungen erfordert eine sehr aufwändige Laborumgebung; man könnte von einem die Erde umkreisenden Gravitationsmesslabor sprechen. GOCE ist ein Satellit der europäischen Raumfahrtagentur ESA, er wurde 2009 gestartet. Alle Messsysteme arbeiten fehlerfrei. Die bisher erreichten Ergebnisse sind viel versprechend.



Das Geoid der Erde (Quelle: ESA)
Dr. Reiner Rummel ist Professor am Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie der Technischen Universität München.


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